Smart Eating for Smart Cities & Regions: Wie vegane Ernährung zur Resilienz unserer Städte beiträgt

Lesedauer ca. 6 Minuten

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Die Natur nachhaltig zu erhalten und die Belange der Menschen mit der Natur in Einklang zu bringen, diese Philosophie prägt die Arbeit des Bundesverbands Smart City und seiner Mitglieder seit seiner Gründung im Jahr 2011. Als damit eine der ältesten Institutionen, die Mensch, Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen denken, ist eines unserer zentralen Anliegen, die Aspekte einer umweltfreundlichen zukünftigen Lebens- und Alltagsgestaltung auf wissenschaftlicher Basis aufzunehmen und der Öffentlichkeit bereit zu stellen. Im besonderen Fokus stehen dabei jene Bereiche gesellschaftlichen Daseins, die als effiziente Hebel verstanden werden, um die Einhaltung des Weltklimaabkommens von Paris noch realisierbar zu machen. Einer dieser zentralen Hebel ist unsere Ernährung.

Smart Eating for Smart Cities & Regions: Wie vegane Ernährung zur Resilienz unserer Städte beiträgt

Wussten Sie, dass eine vegane Ernährung ein wirksames Mittel sein kann, mit dem jede:r einzelne etwas zur Stärkung der Resilienz unser Städte und Regionen beitragen kann?

Neben gesundheitlichen Vorteilen kann eine pflanzliche Ernährung dazu beitragen, mehrere der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen, darunter

  • Ziel 3 (Gesundheit und Wohlbefinden)
  • Ziel 6 (Sauberes Wasser)
  • Ziel 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden)
  • Ziel 12 (Nachhaltiger Konsum und Produktion)
  • Ziel 13 (Klimaschutz)
  • Ziel 14 (Leben unter Wasser) und
  • Ziel 15 (Leben an Land).

Ein idealer Zeitpunkt, um den ersten Schritt Richtung Veganismus zu machen, bietet der Januar mit der in 2014 ins Leben gerufenen Kampagne „Veganuary“. In 2023 haben sich laut der Veranstalter bereits mehr als 700.000 Personen weltweit an der Kampagne beteiligt.

Veganuary ist eine Kampagne, die Menschen dazu ermutigt, im Januar eine vegane Lebensweise auszuprobieren. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Vorteile einer pflanzlichen Ernährung zu schärfen und zu zeigen, dass eine vegane Lebensweise möglich ist, ohne auf Geschmack oder Komfort verzichten zu müssen.

Wie passt vegane Ernährung zur Smart City/Region?

Die Resilienz von Städten und Regionen ist seit vielen Jahren ein Schwerpunktthema des Bundesverband Smart City. Spätestens seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und die daraus resultierenden Folgen für die europäische Lebensmittel- und Energieversorgung rückte der Begriff in den Fokus von Politik, Kommunen und Öffentlichkeit. Die Gefahren für Infrastrukturen und insbesondere Kritische Infrastrukturen (zu der auch Häfen gehören) durch Sabotage, technisches Versagen, Cyber-Angriffe oder Umwelt-Katastrophen legen die Frage nahe, wie Städte und Regionen auch in Krisensituationen ihre Ernährungssicherheit gewährleisten können, wenn z.B. Lebensmittelimporte durch unterbrochene Lieferketten ausbleiben.
Laut der „Kurzstudie zur globalen Umweltinanspruchnahme unseres Lebensmittelkonsums“ des Umweltbundesamtes reicht die Agrarfläche in Deutschland nicht für unseren Lebensmittelkonsum. [1]
„Städte wie Berlin, London oder Paris haben höchstens für drei Tage Nahrungsmittel-Reserven. Wenn drei Tage lang der Nachschub ausfällt oder schwächer wird, da sind plötzlich Millionen von Haushalten von betroffen.“ postuliert Dr. Wilfried Bommert in seinem Buch „Brot und Backstein“. [2]
Laut Bayerischem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft Forsten und Tourismus ist es „[…] äußerst ratsam, stets einen Nahrungsmittelvorrat im Haus zu haben. Dieser sollte für mindestens drei Tage (optimal 10 Tage) reichen.“ [3]Future Smart Street Market

Städte und Regionen weltweit entwickeln Konzepte, wie sie ihre Bevölkerung mit regionalen Lebensmitteln versorgen können. [4][5][6][7] Dazu zählen auch zunehmend neue technologische Entwicklungen, die das Betreiben von Landwirtschaft in den Städten ermöglichen. Auch die regionale, stadtnahe Landwirtschaft im Umland wird zu einem zunehmend wichtigen Faktor, um die Ernährungssicherheit zu erhöhen.

Dabei ist eine augenscheinliche Erkenntnis, dass möglichst ressourcenschonend und nachhaltig mit den begrenzten Flächen sowie Wasservorkommen und Energie umgegangen werden muss. Dies gebieten schon die Anforderungen einer CO2-neutralen Stadt, die in wenigen Jahren Realität sein sollen.

Eine smarte Stadt oder Region achtet auf ihre Ressourcen

Darauf zahlt auch eine Ernährungsumstellung der Bewohner:innen ein. Das Umweltbundesamt konstatiert „Wer den Fleischkonsum einschränkt, kann dazu beitragen, dass die weltweit knappen Landwirtschaftsflächen mehr Menschen besser und nachhaltiger versorgen.“ [1]
Eine regionale Grundversorgung der Bevölkerung mit pflanzlichen Produkten ist daher auch als ein Beitrag zur Resilienz zu werten.

Die Umstellung auf eine regionale und überwiegend pflanzliche Nahrungsmittel-Produktion hat noch viele weitere positive Effekte auf Mensch und Umwelt, die ich hier nur kurz anreißen möchte:

  • Indem wir unsere Abhängigkeit von tierischen Produkten verringern, können wir unsere begrenzten Ressourcen schonen, da wir dadurch unseren Wasser-, Energie- und Landverbrauch (Entwaldung im Globalen Süden) senken.
  • Wir reduzieren auch die Bodendegradation, Gewässer- und Luftverschmutzung und schützen Lebensräume, Arten und biologische Vielfalt.
  • Zudem mindern wir unsere Treibhausgas-Emissionen, verkleinern unseren CO2-Fußabdruck und tragen somit zum Klimaschutz bei.

All dies sind wichtige Überlegungen für die Gestaltung und den Betrieb von intelligenten Städten und Regionen, die nachhaltig, effizient und lebenswert, aber auch widerstandsfähig und krisensicher sein sollen.
Da unsere Ernährung in unserem eigenen persönlichen Handlungsspielraum liegt, hat es also jede:r einzelne in der Hand, einen Beitrag zu leisten.

Es gibt viele Gründe, die für eine Teilnahme am Veganuary sprechen und auch dafür, sich mehr mit dem Thema auseinander zu setzen.
Einer weitere ist die eigene Gesundheit. Eine vegane Ernährung ist nachweislich mit einem geringeren Risiko für Herzkrankheiten, Adipositas, Bluthochdruck und bestimmte Krebsarten verbunden. [8] Außerdem ist sie im Allgemeinen reich an Nährstoffen und enthält wenig gesättigte Fette, was sie zu einer gesunden Wahl für Erwachsene jeden Alters macht.

Wie bei jeder anderen Ernährungsform kommt es aber auch bei einer veganen Ernährung auf die Ausgewogenheit und die Verwendung von angereicherten Lebensmitteln und/oder Nahrungsergänzungsmitteln an.
Die Eidgenössische Ernährungskommission (EEK) kommt 2018 zu dem Fazit, dass eine „gut geplante und supplementierte vegane Ernährung theoretisch den Nährstoffbedarf decken könnte.“ Es darf aber auch nicht verschwiegen werden, dass die aktuelle wissenschaftliche Evidenz laut EEK zu gering ist, „um den Schluss zu ziehen, dass vegane Ernährung im Allgemeinen eine gesunde Ernährung ist.“
„Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt vegane Ernährung für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche ausdrücklich nicht.“ [9]
Aber auch Erwachsene müssen im Rahmen einer veganen Ernährung auf die ausreichende tägliche Aufnahme notwendiger Nährstoffe achten und laut EEK auf „die Ernährungsrichtlinien, die erforderliche Supplementation und allfällige Überwachungsmaßnahmen“ hingewiesen werden. [9]
„Nach etablierter Fachmeinung enthält keine pflanzliche Nahrung für den menschlichen Bedarf ausreichende Mengen der verwertbaren Form des Vitamins B12. Daher empfehlen die großen ernährungswissenschaftlichen Organisationen allen Veganern eine Supplementierung von B12.“ [10]

Eine Zwillings-Studie der Universität Stanford aus dem Jahr 2023 zeigt, “dass jeder, der sich für eine vegane Ernährungsweise entscheidet, seine langfristige Gesundheit bereits innerhalb von zwei Monaten verbessern kann“ und die pflanzenbasierte Ernährung nicht nur vorteilhaft für das Herzkreislaufsystem sei, sondern auch für eine Verbesserung der Darmflora sorge und das Altern verlangsamere.

Zu den positiven Effekten einer veganen Lebensweise lassen sich auch die Aspekte Umwelt- und Tierschutzes anführen, die jeweils einen eigenen Artikel verdienen.

Aber wie anfangen? Ein Schritt nach dem anderen!

Ganz gleich, ob Ihre Motivation die Gesundheit, die Umwelt oder der Tierschutz ist, die Teilnahme am Veganuary ist eine einfache Möglichkeit, unsere Lebensbedingungen und die nachfolgender Generationen positiv zu beeinflussen. Auch wenn die Kampagne schon Mitten im Gang ist; selbst ein paar Tage veganes Leben machen Sie achtsamer für das Thema. Aber seien Sie dabei geduldig mit sich selbst und denken Sie daran, dass jeder kleine Schritt, den Sie machen, ein Schritt in die richtige Richtung ist.

  1. Bilden Sie sich weiter: Informieren Sie sich über die Gründe für eine vegane Lebensweise und darüber, wie eine vegane Ernährung Ihrer Gesundheit und der Umwelt zugutekommen kann. Eine erste Anlaufstelle kann die Kampagnenseite zum Veganuary sein. Und das Internet bietet noch eine Fülle an weiteren Ressourcen, von denen Sie unten eine Auswahl finden, wobei jedoch immer die Seriosität der jeweiligen Quelle geprüft werden sollte. Sollten Sie erwägen, sich über einen längeren Zeitraum oder dauerhaft vegan zu ernähren, so sollte laut DGE „eine Beratung durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft erfolgen und die Versorgung mit kritischen Nährstoffen regelmäßig ärztlich überprüft werden. [9]
    Es sei aber auch erwähnt, dass alternativ zum strikten Veganismus natürlich auch die Reduzierung tierischer Lebensmittel positive Auswirkungen hat.
  2. Machen Sie einen Plan: Entscheiden Sie, wie Sie Ihre vegane Reise angehen wollen. Werden Sie von einem Tag auf den anderen alle tierischen Produkte aus Ihrer Ernährung streichen, oder möchten Sie schrittweise zu einer veganen Lebensweise übergehen? Berücksichtigen Sie die Ressourcen und die Unterstützung, die Ihnen zur Verfügung stehen, sowie alle Herausforderungen, die sich Ihnen stellen könnten.
  3. Bestücken Sie Ihre Speisekammer: Halten Sie Ihre Küche mit einer Vielzahl von vegan-freundlichen Lebensmitteln bereit, darunter Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen und Gemüse. Scheuen Sie sich nicht, mit neuen Zutaten zu experimentieren und neue Rezepte auszuprobieren.
  4. Suchen Sie sich Unterstützung: Bei der Umstellung auf eine vegane Lebensweise kann es hilfreich sein, eine unterstützende Gemeinschaft zu haben. Schließen Sie sich anderen Veganer:innen in Ihrem Umfeld an, mit denen Sie Rezepte und Tipps austauschen oder gemeinsam kochen können.

Auch wenn der Veganuary in vollem Gang ist, ist es nicht zu spät, es noch auszuprobieren – auch in anderen Monaten.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Kommunen ihre Resilienz durch smarte Ernährung stärken können, lesen Sie auch folgenden Blog-Artikel ->

Für die vertiefende Lektüre finden Sie hier Quellen und weiterführende Informationen:

[1] Umweltbundesamt „Von der Welt auf den Teller: Kurzstudie zur globalen Umweltinanspruchnahme unseres Lebensmittelkonsums“ https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/von-der-welt-auf-den-teller

[2] Dr. Wilfried Bommert „Brot und Backstein“
https://www.wilfried-bommert.de/b%C3%BCcher/brot-und-backstein-wer-ern%C3%A4hrt-die-st%C3%A4dte-der-zukunft/

[3] Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus „Ernährungsnotfallvorsorge“
https://www.stmelf.bayern.de/ernaehrung/fuer-den-notfall-vorgesorgt-gut-gewappnet-fuer-den-fall/index.html

[4] Smart-City-Sondierungsprojekt Smart Food Grid Graz:
https://smartcities.at/projects/smart-food-grid-graz/

[5] Trendstudie NEW3TION: Energie und Klimaschutz im Zusammenhang mit der Transformation in Richtung nachhaltige urbane Ernährungssysteme.
https://smartcities.at/stadt-projekte/new3tion-drei-staedte-als-trendsetter-nachhaltiger-ernaehrungsprojekte/

[6] Amsterdam: Building blocks for a self-sufficient metropolitan food system
https://www.wur.nl/en/article/Building-blocks-for-a-self-sufficient-metropolitan-food-system.htm

[7] Vegan climate activists launch global ‘Seed the City’ campaign to support proposed plant based treaty
https://gritdaily.com/vegan-climate-activists-launch-global-seed-the-city-campaign-to-support-proposed-plant-based-treaty/

[8] Wikipedia Studienlage zu Veganismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Veganismus#Studienlage

[9] Wikipedia Ernährungswissenschaftliche Bewertung
https://de.wikipedia.org/wiki/Veganismus#Ern%C3%A4hrungswissenschaftliche_Bewertung

[10] Wikipedia Nährstoffversorgung
https://de.wikipedia.org/wiki/Veganismus#N%C3%A4hrstoffversorgung

Global Change Data Lab: The environmental impacts of food and agriculture, u.a. Treibhausgasemissionen pro Kilogramm Lebensmittelprodukt
https://ourworldindata.org/environmental-impacts-of-food

Science: Die Emissionen des globalen Lebensmittelsystems könnten das Erreichen der 1,5°- und 2°C-Klimaziele unmöglich machen
https://www.science.org/doi/10.1126/science.aba7357

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK): Von Avocados bis zu Äpfeln: Lebensmittel lokaler produzieren könnte helfen, Klima-Emissionen zu senken
https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/von-avocados-bis-zu-aepfeln-lebensmittel-lokaler-produzieren-koennte-helfen-klima-emissionen-zu-senken

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau Österreich (FiBL) bestätigt, dass die mit Abstand wichtigste Stellschraube im Ernährungssektor hinsichtlich Klimaauswirkungen die Ernährungsweise per se ist. In seiner im Oktober 2021 erschienenen Studie heißt es, “dass 28 % (omnivor, nach ÖGE-Empfehlungen reduzierter Fleischkonsum) bzw. 47 % (ovo-lacto-vegetarisch) und 70 % (vegan) der Treibhausgasemissionen der gegenwärtigen durchschnittlichen Ernährung (mit dem nach wie vor deutlich zu hohen Fleischkonsum) eingespart werden können”.

Alle Blog-Beiträge unter AKTUELLES sowie Foren-Beiträge und Kommentare geben die persönliche Meinung des/der jeweiligen Autors/Autorin wieder und nicht zwangsläufig die des Bundesverband Smart City e.V. und/oder dessen Vorstands und/oder aller seiner Mitglieder.

 

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Über Mirko de Paoli

Mirko de Paoli hat in über 25 Jahren als IT-Dienstleister u.a. Infrastruktur-Projekte für mittelständische Unternehmen begleitet, Enterprise-Webseiten, Software für die Luftfahrtindustrie sowie Softwareprodukte für Krankenhäuser und Kommunikationsunternehmen entwickelt, IoT-Projekte geleitet und als Repräsentant verschiedene Institutionen in der Öffentlichkeit vertreten. Seit vielen Jahren engagiert er sich privat und als Unternehmer ehrenamtlich für diverse gemeinnützige NGOs, wodurch er einen tiefen Einblick in deren Arbeitsweisen und Prozesse hat. Er ist seit 2016 als Mitglied des Bundesverband Smart City e.V. und seit Februar 2020 als dessen Vorstandsvorsitzender bestrebt, den technischen Fortschritt im Sinne einer nachhaltigen und somit zukunftsfähigen Entwicklung mitzugestalten, die maßgeblich die Zivilgesellschaft einbezieht und sich an den wirklichen Bedürfnissen der Menschen orientiert. Seit Februar 2021 vertritt Mirko de Paoli ehrenamtlich die Zivilgesellschaft im Dialogkomitee des Projektes „Dialog für Cyber-Sicherheit“ des BSI. (LinkedIn ->)