Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Smart-City-Definition: Erkenntnisse und Ausblick
Lesedauer ca. 3 MinutenDie digitale Transformation von Städten und Kommunen ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Ob „Smart City“, Resilient City“, “Sustainable City”, „Cognitive City“, „Digitale Stadt“, „15-Minuten-Stadt“, „zirkuläre Stadt“ – die Begriffe, die diese Entwicklungen beschreiben, sind vielfältig und oft uneinheitlich definiert.
Eine einheitliche Terminologie ist jedoch essenziell, um klare und eindeutige Begrifflichkeiten für die Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Medien zu gewährleisten und die digitale Transformation zu beschleunigen und abzusichern.
Vier Experten von der Fraunhofer Morgenstadt Initiative, dem Smart City Standards Forum und dem Bundesverband Smart City haben sich 2023 dieser Herausforderung gestellt, konkrete Themen überlegt und eine Smart-City-Terminologie vorstrukturiert, die anschließend mit Expert:innen aus den verschiedenen Stakeholdergruppen weiterentwickelt wurde.
Jene „Meta-Terminologie für zukunftsgerichtete Kommunen und Regionen von morgen“ sollte die aus kommunaler Sicht wichtigsten Themen rund um Smart Cities beinhalten und definieren und dabei helfen, künftige Projekte und Diskurse produktiv, erfolgreich und eindeutig zu gestalten.
Die ersten Ansätze für die Entwicklung jener gemeinsamen Smart-City-Terminologie wurden im Rahmen eines Workshops während der Smart Country Convention im November 2023 vorgestellt und intensiv mit Vertreter:innen aller Stakeholdergruppen diskutiert.
Nachdem in 2024 die Ergebnisse ausgewertet und die entsprechenden Strukturen und Prozesse geschaffen wurden, um die Entwicklung jener Smart-City-Terminologie langfristig voranzutreiben, wird die Initiative in 2025 in einer Kooperation des Bundesverband Smart City mit der Professur Digital City Science der HafenCity Universität Hamburg und dem WISSENSARCHITEKTUR – Laboratory of Knowledge Architecture der TU Dresden fortgeführt.
Die Herausforderung: Uneinheitliche Begriffe hemmen Fortschritt
Die erste, 2023 erfolgte Analyse bestehender Smart-City-Glossare zeigte, dass nur etwa 7% der Begriffe in mehreren Quellen übereinstimmen. Viele Begriffe, insbesondere aus internationalen Kontexten, werden uneinheitlich oder missverständlich genutzt. Diese semantischen Unterschiede erschweren die Kommunikation, behindern sektorübergreifende Projekte und lähmen die Transformation auf lokaler wie nationaler Ebene. Es besteht die Gefahr, dass aufgrund der vagen Begriffsbestimmungen wichtige Inhalte auf Buzzwords und Floskeln reduziert und damit Themen wie auch Akteure diskreditiert werden. Fraglos führt dieses auch zu einer tendenziellen inhaltlichen Oberflächlichkeit in der Nutzung.
Zudem birgt die Fehlinterpretation von Fachbegriffen konkrete Gefahren, z.B. hinsichtlich der Ausschreibung und Vergabe von öffentliche Aufträgen, wie u.a. aus der Expert:innen-Anhörung am 4. Dezember 2024 im Deutschen Bundestag deutlich wurde, auf die wir hier in einem separaten Blog-Beitrag näher eingehen.
Die Digitalisierung wird oft von breiten, wenig präzisen Begriffen wie „Big Data“ oder „KI“ dominiert, die Grundlagen beschreiben, jedoch in ihrer Allgemeinheit wenig Orientierung für konkrete Maßnahmen bieten.
Die Vision: Eine nationale und internationale Basis schaffen
Ziel der neuen Smart-City-Terminologie ist es, eine systematische und praxisnahe Taxonomie zu entwickeln, die sektorübergreifende Begriffe definiert, Missverständnisse reduziert und internationale Anschlussfähigkeit gewährleistet. Dabei geht es nicht nur um technologische, sondern auch um soziale, ökologische und organisatorische Dimensionen – denn Städte können nicht „smart“ sein, wenn sie nicht auch diese Aspekte einbeziehen bzw. diese in den relevanten Diskursen nicht mitgedacht werden.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung einer Struktur, die ermöglichen soll, Begriffe klar zu definieren, in den richtigen Kontext zu setzen und sie sowohl national als auch international nutzbar zu machen.
Ergebnisse der Diskussion: Ziele und Schwerpunkte
Im Workshop während der Smart Country Convention 2023 wurden diese Ansätze vertieft und folgende zentrale Aspekte diskutiert:
- Schnittstellen und Anschlussfähigkeit: Standards und eine gemeinsame Sprache können die Vergleichbarkeit und Zusammenarbeit verbessern.
- Kommunikation und Relevanz: Klare Begriffe sind essenziell, um Transparenz und Verständnis bei allen Akteuren, einschließlich Journalist:innen und Bürger:innen, zu schaffen und auf diese Weise auch die gesellschaftliche Akzeptanz zu fördern.
- Soziale Dimension: Begriffe sollten nicht nur technische, sondern auch kulturelle und soziale Aspekte reflektieren.
- Arbeitsprozesse: Die Entwicklung soll flexibel, dynamisch und praxisorientiert erfolgen, wobei sich die Mitwirkenden auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können. Die Teilnehmenden einigten sich darauf, dass der Prozess anhand eines „lebenden Dokuments“ konzipiert und durchgeführt wird, das kontinuierlich weiterentwickelt und an neue Anforderungen angepasst wird.
Ausblick: Gemeinsam in die Zukunft
Gemeinsam werden Bundesverband Smart City, die Professur Digital City Science der HafenCity Universität Hamburg und das WISSENSARCHITEKTUR – Laboratory of Knowledge Architecture der TU Dresden die Smart-City-Terminologie in einer Weise weiter entwickeln, dass nicht nur die Digitalisierung deutscher Kommunen unterstützt wird, sondern diese auch als Exportgut und Wissensprodukt „Smart City made in Germany“ weltweit nutzbar wird
Diese Zusammenarbeit unterstreicht die Bedeutung einer einheitlichen Sprache für die Gestaltung der digitalen und nachhaltigen Zukunft unserer Städte – ein entscheidender Schritt, um die Transformation von Kommunen und Regionen zu einem Erfolg zu machen.
Expert:innen, die Interesse an einer Mitwirkung haben, sind eingeladen, sich über unser Kontaktformular mit uns in Verbindung zu setzen.
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